V/2021

FVID Nachgedacht 7/2021 – Der „richtige“ Wasseraufnahmekoeffizient

FVID – nachgedacht 7. Für die hygrothermische Simulation ist die Charakterisierung der kapillaren Wassertransporte in Baustoffen von zentraler Bedeutung. Im Zuge der europäischen Harmonisierung der Produktnormen erfolgte nun auch in Deutschland für Mörtel und Putze die Umstellung hin zur europäischen Norm DIN EN 998 „Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau“. 


Bundesregierung vernachlässigt Gebäudehüllen bei Klimazielen Energieberater-Umfrage von BuVEG und DEN

Der FVID-Kooperationspartner Deutsches Energieberater-Netzwerk (DEN) e.V. berichtet in der Pressemitteilung 11/2021 vom 02.09.2021 von den Ergebnissen einer durchgeführten Energieberater- Umfrage, an der 219 unabhängige Energieberater/-innen teilnahmen. Initiator der Umfrage war der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle e.V. (BuVEG). Das Ergebnis ist eindeutig: Bei der energieeffizienten Modernisierung der Gebäudehüllen gibt es noch sehr großen Nachholbedarf.

Von den befragten Energieberatern/-innen sind mehr als 9 von 10 der Meinung, dass zum Erreichen der Klimaziele eine ineffiziente Gebäudehülle der „Flaschenhals“ ist. Bei der Reduzierung der CO2- Emissionen hat dieser Bereich bisher seine Einsparziele verfehlt! Mehr als vier Fünftel der Energieberater bewerten die regierungspolitischen Maßnahmen und Fortschritte bei der effizienten Modernisierung des Gebäudebestands als schlecht oder sehr schlecht. Nur knapp 60 % der Befragten können sich vorstellen, dass Klimaneutralität im Gebäudesektor bis 2045 wirklich erreicht werden kann.

Anlagentechnik, zum Beispiel Wärmepumpen, steht höher im Kurs und wird mit besseren Förderkonditionen ausgestattet. Deren Wirksamkeit wird jedoch erheblich verschlechtert, wenn infolge einer ineffizienten Gebäudehüllen die Energie nicht im Gebäude bleibt und der Energiebedarf insgesamt nicht massiv reduziert wird. In der Praxis ist die Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäudehülle jedoch nicht immer einfach machbar, denn nicht jedes Gebäude lässt sich (außen) dämmen! Viele Balkone, unregelmäßige Fassadengestaltung, Verzierungen, Versprünge, geringer Abstand zur Nachbarbebauung sind nur einige Argumente gegen eine Dämmung der Außenwände.

Dabei wäre die Lösung doch so einfach: sie lautet: „Besser innen dämmen!“ Der FVID e.V., der in 2021 sein 10-jähriges Jubiläum feiert, setzt sich seit seiner Gründung dafür ein, Dämmung der Gebäudehülle mit Innendämmung auszuführen. Marktstudien hatten gezeigt, dass durchschnittlich mindestens in 2 von 10 Fällen eine raumseitige Wärmedämmung der im Bestand ungedämmten Außenwände machbar wäre. Im Mittel ergibt sich grob geschätzt ein Marktpotenzial von etwa 5 Mio. m2 Innendämmung pro Jahr, eine Fläche so groß wie 700 Fußballfelder!

Unter Beachtung der anerkannten Regelwerke zur Planung von Innendämmungen mit entsprechend vereinfachten Nachweisverfahren (WTA-Merkblätter 6-4 und 6-5) wären aus Sicht des FVID e.V. Wärmedurchgangskoeffizienten für Massivwände im Bereich 0,45 – 0,50 W/(m2K) und für Sichtfachwerkwände im Bereich von 0,60 – 0,65 W/(m2K) ohne Weiteres realisierbar. Gegebenenfalls müssten dabei Wärmebrücken in den Bauteilanschlüssen an Decken, Innenwände oder Fensterleibungen mitberücksichtigt werden. Ein planvolles Vorgehen auf der Basis einer fundierter Zustandsanalyse und Bestandsaufnahme der vorhandenen Gebäude- und Bauteilqualität zur Zielerreichung ist in allen Fällen unerlässlich.

Mit den genannten U-Wert-Verbesserungen allein ist ein klimaneutraler Gebäudebestand kaum zu erreichen. Aber bevor gar nichts gemacht wird, ist das in jedem Fall die einfachere und bessere Lösung. Denn in Verbindung mit dem oben genannten Marktpotenzial an Innendämmung wäre es möglich, eine deutliche Verbesserung der energieeffizienten Eigenschaften von Außenwänden bei raumseitiger Dämmung zu erzielen und damit zumindest das Erreichen der geplanten Klimaschutzziele zu beschleunigen. Beispiel: bei U- Werten des unsanierten Gebäudebestandes – Baualter bis 1945 und massiver bzw. Fachwerk-Wandaufbau – in der Größenordnung von ca. 2,0-2,2 W/(m2K) könnte mit raumseitiger Wärmedämmung problemlos eine Reduzierung der Wärmeverluste über die Außenwände von mehr als 70 % bewirkt werden!

Daher ist es aus Sicht des FVID e.V. unbedingt erforderlich, die Förderbedingungen für Planung und Ausführung von Innendämmmaßnahmen zeitnah deutlich zu erhöhen, inkl. der üblicherweise förderfähigen Nebenkosten für erforderliche Umfeldmaßnahmen und Energieberatungsleistungen.

Quelle:

https://fvid.de/index.php/aktuelles/197-klimaziele-nur-durch-effiziente-gebaeudehuellen- erreichbar

Pressemitteilung des DEN 11/2021 vom 02.09.2021:

https://www.deutsches-energieberaternetzwerk.de/den-pm-11-2021/


Großes Klimaschutzpotenzial Gebäudesanierung

1990 machten die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor noch 210 Millionen Tonnen CO2 aus. Dank energieeffizienter Neubauten und Sanierungen sanken die Emissionen in dem Sektor bis 2020 auf rund 120 Millionen Tonnen CO2—Kohlendioxid. Bis 2030 sollen sie weiter auf 67 Millionen Tonnen CO2 reduziert werden. Das höhere Minderungsziel ist Teil der Novelle des Klimaschutzgesetzes.

Dafür ist es wichtig, die Gebäude durch Investitionen in Effizienz und erneuerbare Energien energetisch auf einen besseren Effizienzstandard zu bringen und für die Wärmeerzeugung verstärkt auf erneuerbare Energien zu setzen. Das Energiespar- und Klimaschutzpotenzial im Gebäudebestand ist groß. Deshalb wird die energetische Gebäudesanierung mit dem Klimaschutzprogramm stärker gefördert.

Die Bundesregierung hat mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes einen Klimapakt vorgelegt, um verschiedene Sektoren – etwa den Gebäudesektor – bei der Umsetzung der neuen Klimaschutzziele zusätzlich zu unterstützen. Mit dem Sofortprogramm 2022 will die Bundesregierung knapp fünf Milliarden Euro zusätzlich für die energetische Gebäudesanierung und energieeffiziente Neubauten, auch im sozialen Wohnungsbau bereitstellen.

Großes Klimaschutzpotenzial Gebäudesanierung

16 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus dem Gebäudesektor (Stand 2021). Von den knapp 22 Millionen Gebäuden in Deutschland wurden etwa 12,5 Millionen Wohngebäude vor 1977 errichtet, also vor der ersten Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz bei Gebäuden. In diesen Altbauten steckt ein großes Energiespar- und Klimaschutzpotenzial, so dass noch mehr Gebäude energetisch saniert werden müssen.

Bald 60 Prozent der Gebäudeenergie wird zum Heizen verbraucht, weitere 12 Prozent für Warmwasser. Etwa 55 Prozent der Gebäude werden mit Erdgas und Heizöl beheizt. Die energetische Gebäudesanierung und der Einbau von Heizungen, die erneuerbare Energien nutzen, steigt kontinuierlich an. Insgesamt kommt die Wärmewende aber noch zu langsam voran. Alles das macht deutlich, wie wichtig es für das Klima ist, Gebäude energetisch zu sanieren, um ihre Effizienz zu erhöhen und alte Heizungen durch Heizungen, die erneuerbare Energien effizient nutzen, auszutauschen. Mit dem Klimaschutzprogramm und dem Sofortprogramm 2022 gibt die Bundesregierung starke Impulse für Klimaschutz im Gebäudesektor.

Quelle:

https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimafreundliches-zuhause- 1792146


Der Kodex für Baukultur – Leitfaden für die Gestaltung unserer Lebensräume

Baukultur umfasst die Summe aller menschlichen Tätigkeiten, die unsere gebaute Umwelt verändern. Er betrifft die architektonische, die funktionale und die konstruktive Gestaltung von Gebäuden, den Städte- und Siedlungsbau, die Formung von Landschaften, Infrastrukturen und öffentlichen Räumen. Baukultur ist auch Prozesskultur und betrifft damit ebenso den Weg, der zu einem „guten Ergebnis“ führt sowie Voruntersuchungen und Verhandlungen zur Gestalt der gebauten Umwelt.

Die Immobilienwirtschaft trägt in ihrer Aufgabe als Projektentwickler, Planer, Bauherr, Eigentümer, etc. in besonderem Maße Verantwortung für die Gestaltung unserer Lebensräume. Gleichzeitig bilden baukulturelle Werte und gesellschaftliche Akzeptanz die Basis für wirtschaftlichen Erfolg. Die Unternehmen der Immobilienwirtschaft sehen daher die Notwendigkeit, sich im Rahmen der ihnen gegebenen Möglichkeiten und aus eigener Initiative für die Baukultur einzusetzen. Mit ihrem Bekenntnis zum Kodex für Baukultur verpflichten sie sich im Rahmen einer Selbstkontrolle zur Einhaltung der im Kodex aufgeführten Grundsätze.

Der Kodex für Baukultur wurde vom Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft und der Bundesstiftung Baukultur mit Unterstützung aus der Immobilien- und Wohnungswirtschaft initiiert. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch die International Real Estate Business School der Universität Regensburg.

Quelle:

https://www.bundesstiftung-baukultur.de/publikationen/der-kodex-fuer-baukultur

Der Kodex zum Download

https://www.bundesstiftung- baukultur.de/fileadmin/files/medien/8349/downloads/210517_kodex_fuer_baukultur_bsbk.pdf


Neues Europäisches Bauhaus / New European Bauhaus

Die Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ stellt die Verbindung zwischen dem europäischen Grünen Deal und unseren Lebensräumen her. Sie ist ein Aufruf an alle Europäer/innen, gemeinsam Vorstellungen von einer nachhaltigen und inklusiven, ästhetisch, intellektuell und emotional ansprechenden Zukunft zu entwickeln und zu realisieren.

Das neue Europäische Bauhaus wird

  • Bürger/innen, Sachverständige, Unternehmen und Institutionen zusammenbringen und den Austausch darüber erleichtern, wie künftige Lebensräume erschwinglicher und zugänglicher gestaltet werden können;
  • Designer/innen, Architekt/innen, Ingenieur/innen, Wissenschaftler/innen, Studierende und kreative Köpfe aller Disziplinen zusammenbringen, um ein nachhaltiges Leben in Europa und weltweit zu ermöglichen;
  • nach einer Verbesserung unserer Lebensqualität streben. Es wird den Wert von Einfachheit, Funktionalität und Werkstoff-Kreislaufwirtschaft ohne Abstriche bei Alltagserfordernissen wie Komfort und ästhetische Attraktivität zur Geltung bringen;
  • durch spezielle Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen und durch koordinierte Programme im mehrjährigen Finanzrahmen finanzielle Unterstützung für innovative Ideen und Produkte leisten.

Realisierung – ab September 2021

Diese Phase beginnt mit der Einrichtung und Durchführung von Bauhaus-Pilotprojekten mit Unterstützung durch spezifische Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen. Diese werden im Rahmen einer „Praxis-Gemeinschaft“ aufmerksam verfolgt und überwacht, um die in diesen ersten Experimenten gewonnenen Erkenntnisse leichter austauschen zu können.

Der Schwerpunkt der Verbreitungsphase liegt dann auf der Verbreitung guter Ideen in- und außerhalb Europas. Dabei geht es um Vernetzung und Wissensaustausch mit dem Ziel, offene und reproduzierbare Methoden, Lösungen und Prototypen zu ermitteln und sie Städten, Gemeinden, Architekt/innen und Designer/innen zur Verfügung zu stellen. Von entscheidender Bedeutung wird die Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Hochschulen zur Stärkung der institutionellen Kapazitäten von Städten sein.

Über die Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen hinausgehende flankierende Initiativen und zusätzliche politische Instrumente werden die Bewegung weiter strukturieren und über digitale Netze und Plattformen verbreiten.

Weiterführende Informationen dazu unter:
https://europa.eu/new-european-bauhaus/about/about-initiative_de


Veranstaltungen der Mitglieder und Kooperationspartner des FVID e.V.

  • 06.10.2021 – Innendämmung – Materialauswahl Ingenieur-Akademie Hessen GmbH
  • 12.10.2021 – Innendämmung im Bestand – Akademie der Bayerischen Architektenkammer
  • 13.10.2021 – Flächenkühlung in Wohngebäuden – Online-Seminar des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie)
  • 13.10.2021 – Innendämmung im Bestand – Akademie der Ingenieure, Online-live-Seminar
  • 27.-29.10.2021 – Sachkunde Innendämmung mit gleichzeitiger Qualifizierung zum Einbau RAL-zertifizierter Innendämmung. HBZ Münster in Kooperation mit dem Fachverband Innendämmung e. V.

Weitere Veranstaltungstermine und Links zu den Veranstaltungen unter

https://www.fvid.de/index.php/veranstaltungen

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